Die Ortsgeschichte

749 nach Christus: In diesem Jahr wird Türkenfeld zum ersten Mal schriftlich erwähnt. Beschrieben wird die Gründung und Ausstattung des Eigenklosters Otting durch den Chiemgauer Grafen Gunther, eines Neffen des Herzogs Tassilo: Im Jahre, da der heilige Virgil in Salzburg zum Bischof geweiht wurde (749 n.Chr.), schenkten Graf Gunther und seine Frau Hadeburch ihren Türkenfelder Besitz als Ausstattung an dieses Kloster. Der iroschottische Wandermönch Fearghal soll einige Zeit im nahegelegenen Kloster Weißenzell bei Moorenweis/Eismerszell gewirkt haben, bevor er mit einigen Gefährten nach Salzburg weiterzog. Er gründete dort am Fuße des Rattenbergs ein Kloster, aus dem die Erzabtei St. Peter hervorgegangen ist.

Das entscheidende Dokument:
Das Salzburger Urkundenbuch, eine Art Güterverzeichnis des Bistums Salzburg, wurde etwa 790 unter Bischof Arns von Salzburg verfasst. Eine Abschrift aus der Zeit um 1300 ist im Archiv der Erzabtei St.Peter in Salzburg erhalten.
(Breves Notitiae, I,35, Seite 7)

Auszug aus den Breves Notitiae in deutscher Übersetzung:
Das Kloster zu Ottingen
Die Zelle, die Otting heißt, wurde ebenso wie die Kirche zur Zeit des Herrn Königs Pippin und seines Neffen, des Herzogs Tassilo, von Gunther, Graf im Chiemgau, erbaut, und zwar auf eigenem Grund und Boden zum Dienste Gottes und seiner Heiligen aus Liebe zu Gott und für das Heil seiner Seele.
Im gleichen Jahr, in dem Virgil die Bischofswürde empfing, rief er ihn dorthin, um ihm mitzuteilen, dass er dort Mönche ansiedeln und einen Abt einsetzen wolle; zudem werde er sie so gut ausstatten, dass sie genug Lebensmittel und Kleidung hätten. Außerdem sei er gerne bereit, gemeinsam mit seinen Angehörigen den Besitz dieser Zelle zu vergrößern, so gut es gerechterweise möglich sei, zum Dienste Gottes und seiner Heiligen.
Da fragte ihn der Bischof Virgil, wem die Mönche und jener Abt seinem Willen nach unterstehen sollten, die er dort angesiedelt habe, und wer die kirchliche Oberhoheit für sie sein sollte. Als ihm jener darauf zuerst keine Antwort geben wollte, sprach jener Bischof zu ihm: »Ich weihe hier die Kirche, das Kloster und den Abt nicht früher, als ich weiß, welchem Ort sie den kirchlichen Bestimmungen gemäß rechtmäßig unterstehen sollen.« Nach diesen Worten wollte er fortgehen, der Graf Gunther aber wurde von der Liebe Gottes ergriffen und erkannte, dass der Bischof nur nach den kirchlichen Satzungen vorgehen wolle. So versprach er, er werde den bereits fertiggestellten Klosterbau und die Kirche mit all ihrem Besitz nach der Weihe dem Bischofssitz Salzburg übergeben, das den kirchlichen Bestimmungen gemäß in allem die volle geistliche Oberhoheit haben solle. Außerdem wolle er es ganz so machen, wie der Bischof Virgil es von ihm verlange. Erst jetzt stimmte der Bischof Virgil zu und weihte das Gotteshaus und den ganzen Ort zu Ehren des heiligen Stephanus. Danach reichte Gunther dem Bischof Virgil das Altartuch und damit die Kirche selbst mit allem, was er ihr vorher geschenkt hatte.
Er übergab auch das Kloster zur Gänze in die Hände des Bischofs, damit er es den kirchlichen Satzungen gemäß leite und es seinem Bischofssitz auf immer eingegliedert sei, wie auch die übrigen Kirchen in seinem Amtsbereich. Er gab dem Bischof auch die Macht, die Klostergemeinschaft zu leiten, dort seinen Abt einzusetzen und Mönche beziehungsweise Kanoniker von Salzburg aus dort anzusiedeln. Dann schenkte er dorthin von seinem Eigentum das Gut, das Holzhausen heißt, mit sieben Hufen und allem Besitz, der zu jenem Gut gehörte.
Am Chiemsee schenkte er einen anderen Hof namens Ising mit sieben Hufen. Später aber kam er mit Rat und Erlaubnis des Herzogs Tassilo als Bittsteller zum Herrn König Pippin, damit er ihm aus seinem Amtsgut 14 abgabepflichtige Hörige für diese Zelle unverbrüchlich zugestehe; und so geschah es auch. Unterdessen aber schenkten er selbst und seine Gattin Hadeburch das Erbteil seiner Gemahlin Hadeburg im Augstgau in Türkenfeld, ebenso alles, was sie in eben jenem Gau an Besitz hatte; dazu schenkten sie jener Zelle all das zur Gänze, was sie beide später dort und anderswo um ihr eigenes Geld erwerben konnten.

Allerneueste Forschungsergebnisse brachten die Erkenntnis, dass der hl. Virgil am Sonntag den 15. Juni des Jahres 749 zum Bischof geweiht wurde. Diese Ansicht vertritt der anerkannte Fachmann auf diesem Gebiet, Univ. Prof. Dr. Heinz Dopsch von der Universität Salzburg (veröffentlicht in: Festschrift St. Virgil in Rattenberg (Rattenberg 1983) in dem Artikel Virgil von Salzburg).